Hellerau
7. Gartenstadt Dresden-Hellerau (Stadtteilführung)
Führung Hellerau/Führung Gartenstadt Dresden-Hellerau/Rundgang Hellerau/Kulturerbe Hellerau
Führungen in der Gartenstadt Dresden-Hellerau sind jederzeit für ein bis ca. 40 Teilnehmer möglich, ich freue mich auf Ihren Auftrag!
Route:
Beginn am Festspielhaus, dann – bequem bergab – vorbei an den „Junkers-Häusern“ durch das Landhausviertel zum „Stauweiher“ „Gondler„, dann durch die Holzhaussiedlung „Am Sonnenhang“ zum Markt Hellerau, dann in das Kleinhausviertel (Werkssiedlung der Deutschen Werkstätten mit der Straße „Am Grünen Zipfel„, Waldschänke, Wohnhaus der Familie von Mendelssohn, Wohnhaus von Karl-Schmidt-Hellerau, dem Initiator der Gartenstadt Dresden-Hellerau und Gründer der Deutschen Werkstätten Hellerau, Ende im Innenhof der Deutschen Werkstätten (alter Werkstättenkomplex).
Dauer: ca. 2 – 2,5 Stunden.
Preise Stadtführungen Dresden:
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln aus der Innenstadt Dresdens: Straßenbahn Linie 8 Dresden-Südvorstadt – Dresden-Hellerau, Haltestelle Festspielhaus Hellerau. Die Mitnahme von Fahrrädern ist möglich.
Im Norden der Landeshauptstadt Dresden
liegt die ab 1908 angelegte Gartenstadt Dresden-Hellerau oberhalb des Elbtales, nördlich der Hellerberge. Sie ist etwa 6 km vom Stadtzentrum entfernt. Inspiriert ist sie von den Idealen des Engländers Ebenezer Howard (1850 – 1928).
Der Ortsname:
Ortsnamen im Dresdner Raum sind in aller Regel elbslawischen bzw. altsorbischen Ursprungs, so auch Hellerau. Der Name ist abgeleitet vom altslawischen/altsorbischen – „holy“, „kahl“, oder auch „hola“, „Heide“.
Nach einer Legende war Namensgeberin eine Gaststätte mit dem Namen „Zum letzten Heller“, die sich in der Nähe der heutigen Autobahnabfahrt Dresden-Hellerau befand, benannt nach der alten Münze, dem „Heller„.
Hellerau, die „Au am Heller„, liegt in einem sandigen Gebiet und somit preiswertem Bauland am westlichen Rand des Waldgebietes Dresdner Heide.
Die Idee:
In der Gartenstadt Hellerau sollte eine Produktionsstätte für Möbel und daneben Wohnhäuser für die dort beschäftigten Arbeiter und Angestellte geschaffen werden gemäß dem Anliegen ihres Gründers Karl Schmidt-Hellerau, einem Anhänger der Lebensreformbewegung, mit kurzen Arbeitswegen, erschwinglichen Wohnkosten und gesunden Arbeits- und Lebensbedingungen.
Für „Schulfeste“ war zunächst nur eine „Aula“ vorgesehen. Diese ursprüngliche Idee ist dann beträchtlich erweitert worden. Mit den „Festspielen Hellerau“ wurde das Festspielhaus zu einem großen Gewinn für die entstehende Gartenstadt.
Die Gartenstadt Dresden-Hellerau hat drei Zentren:
- den Gebäudekomplex (1909/10 errichtet) der Deutschen Werkstätten Hellerau,
- den Marktplatz mit den Gemeinschaftseinrichtungen (Gasthaus „Kaffee Hellerau„, Geschäfte, Post etc.) im Kleinhausviertel (Werkssiedlung)
- und das 1910 – 12 von Heinrich Tessenow (1876 – 1950) errichtete Festspielhaus, Sitz der von Wolf Dohrn (1878 – 1914) initiierten und Émile Jaques-Dalcroze (1865 – 1950) gegründeten „Bildungsanstalt für Musik und Rhythmische Erziehung„, auch „Schule Hellerau für Rhythmus, Musik und Körperbildung“ genannt. iIm Oktober 1912 war diese eröffnet worden.
Westlich des Kleinhausviertels und südlich unterhalb des Festspielhausgeländes liegt das Landhausviertel. Im Landhausviertel befinden sich u. a. die Villen/Wohnhäuser von:
- Wolf Dohrn (1909, Architekt Theodor Fischer),
- Émile Jaques-Dalcroze (1910, Architekt Richard Riemerschmid),
- Heinrich Tessenow in seiner Dresdner Zeit
- sowie auch das Haus des Hellerauer Verlegers, Übersetzers, Schriftsetzers und Buchdruckers/Druckereibesitzers Jakob Hegner (1911, Architekt Hermann Muthesius).
Zeitweise wohnten in Hellerau auch die Tänzerin Mary Wigman sowie die Dresdner Tanzpädagogin Gret Palucca. Drei Jahrzehnte lebte hier auch der Maler und Grafiker Paul Sinkwitz. Hermann Hesse erwog, seinen Wohnsitz in Hellerau zu nehmen.
Das Festspielhaus:
Der engagierte Émile Jaques-Dalcroze ließ im Festspielhaus Hellerau seine aus der ganzen Welt stammenden Schüler zum Erstaunen des Publikums zum Klang von Fugen Johann Sebastian Bachs tanzen.
Im Rahmen der „Festspiele Hellerau„, auch „Dalcroze-Schulfeste“ genannt, erfolgten am 18./19. und 21./22. sowie auch 28./29. Juni 1913 Aufführungen der „Reformoper“ „Orpheus und Eurydike“ (Orfeo ed Euridice) von Christoph Willibald Gluck.
Das Bühnenbild stammte von Adolphe Appia. Die Beleuchtung hatte Alexander von Salzmann eingerichtet.
Berühmt wurde die „Hellerauer Lichtanlage“ von Alexander von Salzmann. Hinter ausgespannten Wachstuch-Tüchern war eine Vielzahl von Glühlampen angebracht. Diese waren stufenlos regelbar, von ganz hell bis ganz dunkel. Damals war dies eine Sensation, heute ist es wohl in jedem Theater Normalität.
Am 5. Oktober 1913 erfolgte die deutsche Erstaufführung von Paul Claudels „Mariä Verkündigung„ (L‘ annonce faite à Marie) im Festspielhaus Hellerau. Die Übersetzung hatte Jakob Hegner besorgt – „Deutsch von Jakob Hegner“. (Von diesem stammt u. a. auch eine Übersetzung von „Alle Herrlichkeit ist innerlich“ von Bruce Marshall.)
Berühmte Gäste der deutschen Erstaufführung im Festspielhaus Hellerau waren:
George Bernard Shaw, Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Franz Werfel, Stefan Zweig, Martin Buber, Oskar Kokoschka, Max Reinhardt, Gerhart Hauptmann. Anwesend waren auch Willy Haas, Henry van de Velde, Else Lasker-Schüler, Kurt Wolff, Ernst Rowohlt, Nikolaus Graf von Seebach u. a.
Gäste in der Gartenstadt Hellerau bzw. im Festspielhaus Hellerau waren in dessen (erster?) Blütezeit u. a. auch Sergei Rachmaninow, Igor Strawinsky, Ferruccio Busoni, Christian Morgenstern, Upton Sinclair, Emil Nolde. Ende 1910 weilte Charles-Édouard Jeanneret-Gris (Le Corbusier) in Hellerau.
Der Dresdner Musikprofessor Udo Zimmermann sprach ein Jahrhundert später vom „Grünen Hügel der Moderne„.
Der Zeitzeuge Peter de Mendelssohn:
Der Schriftsteller Peter de Mendelssohn hatte in Hellerau seine Kindheit verbracht.
Ein anrührendes literarisches Zeitzeugnis des kulturellen Lebens in der Gartenstadt Hellerau in den Jahren bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges hat er in mehreren Essays hinterlassen. Diese sind 1993 neu veröffentlicht worden im Hellerau-Verlag Dresden unter dem Titel: „Hellerau, mein unverlierbares Europa“ .
Gern lese ich in Hellerau kurze Passagen aus den Essays von Peter de Mendelssohn vor:
„Musikfestspiele! Tanzfestspiele! Möbelrevolutionär Schmidt gewahrte staunend, was aus seiner Arbeitersiedlung wurde.“ (Peter de Mendelssohn: „Aus einer pädagogischen Provinz“, Sendung im Deutschlandfunk am 27. August 1973, neu veröffentlicht in „Hellerau, mein unverlierbares Europa“, s. o., S. 51)
Peter de Mendelssohn: „… Ich erinnere mich gut eines großen Herrn mit Bart und kurios verzwicktem Blick, der an unserem Gartentor vorbeiging und interessiert zu uns Kindern auf dem Rasen hereinschaute. Mein Vater sagte, das sei Herr Bernard Shaw aus England und wir brauchen uns nicht vor ihm zu fürchten.
Andere Herren kamen zu uns in den Garten und wir gaben ihnen die Hand, sie hießen Rilke, Kafka, Werfel, Willy Haas und so weiter.
Erst zehn Jahre später begann ich zu begreifen, was ich da erlebt hatte: die Freiheit Europas.“ (a. a. O., S. 52)
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte zum Ende der „Festspiele Hellerau“ sowie auch zum Ende der „Bildungsanstalt für Musik und Rhythmische Erziehung“ von Émile Jaques-Dalcroze.
Die Gartenstadt Dresden-Hellerau nach dem Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart:
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte der Fespielhauskomplex noch eine kurze zweite Blüte als Standort einer reform-pädagogischen Schule. Von 1921 bis 1923 unterrichtete hier der Reformpädagoge Alexander Sutherland Neill.
Seit 1936 war das Festspielhaus Hellerau leider über Jahrzehnte zweckentfremdet genutzt worden. Ab 1938 war hier eine Polizeischule untergebracht. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte es die Rote Armee. Diese unterhielt hier bis 1992 ein Lazarett. Der Festsaal des Festspielhauses war in dieser Zeit zur Turnhalle „umgewidmet“ worden.
Bis heute andauernd erfolgt schrittweise die Sanierung des Gebäudekomplexes. Genutzt wird das Festspielhaus jetzt wieder für Aufführungen zeitgenössischer Kunst. Vornehmlich finden Konzerte und Tanzdarbietungen statt.
Die Werkssiedlung („Kleinhaussiedlung“) der Deutschen Werkstätten Hellerau liegt ungefähr 500 – 600 m östlich des Festspielhausareals.
Die Baugeschichte der Gartenstadt Dresden-Hellerau:
Die Gesamtplanung der Gartenstadt erfolgte durch Richard Riemerschmid (1868 – 1957) mit einer überaus reizvollen Ausnutzung des von Nord nach Süd sanft abfallenden Geländes.
Der Baubeginn der Gartenstadt Dresden-Hellerau, einer „malerischen Stadt“, erfolgte 1909. Zunächst entstand die mich an Carl Spitzweg erinnernde Kleinhaussiedlung „Am grünen Zipfel„. Entworfen wurde sie von Richard Riemerschmid.
Hinter den Wohnhäusern der Anlage befinden sich Haus- und Nutzgärten. Durch die sogenannten „Mistwege“ sind diese mit dem Gelände der Deutschen Werkstätten und dem Marktgelände verbunden.
Nach der Errichtung der Siedlung „Am grünen Zipfel“ folgten die Doppel- und Reihenhäuser „Beim Gräbchen„ von Hermann Muthesius (1861 – 1927) sowie die Reihenhäuser „Am Schänkenberg„/Ruscheweg.
Eine zweigeschossige Bebauung der Südwestseite des Marktplatzes von erfolgte 1907 – 10 durch Richard Riemerschmid mit Geschäften und Wohnungen.
Von Kurt Frick stammen die Schule Hellerau und Häuserzeilen im Norden der Gartenstadt.
Vollendet werden konnte die Bebauung der Nord-, Ost- und der Westseite erst 1929 – 33 nach Entwürfen von Rudolf Kolbe (1873 – 1947).
Die Gebäude der Deutschen Werkstätten Hellerau:
wurden entsprechend des Anliegen des Möbelfabrikanten Karl Schmidt (Karl Camillo Schmidt-Hellerau) von Richard Riemerschmid 1909/1910 errichtet.
Eine Produktionsstätte für Möbel in zumutbarer Entfernung zu den Wohnstätten der Beschäftigten wurde geschaffen. Angestrebt worden waren gesunde Arbeits- und Lebensbedingungen.
Ebenezer Howard lobte die Anlage. Walter Gropius, der Gründer des Bauhauses, befand: ‚Bauernromantik‚.
In den 1930er Jahren entstand an der Grenze vom Landhausviertel zum Kleinhausviertel nördlich oberhalb der Deutschen Werkstätten die Holzhaussiedlung „Am Sonnenhang„, eine Musterhaussiedlung mit Prototypen Hellerauer ‚Maschinenhäuser‘.
Entworfen wurden sie von Oswin Hempel (1876 – 1965), Wilhelm Jost (1874 – 1944), Wilhelm Kreis (1873 – 1955), Erich Loebell, Albert Niemeyer, Bruno Paul (1874 – 1968) und Eugen Schwemmle.
In einem der Holzhäuser ist eine „Zeppelin-Schlaf-Kombüse“ eingebaut, gefertigt in den Deutschen Werkstätten. Es ist eine Kücheninnenausstattung, wie sie für die Zeppelin-Luftschiffe angefertigt worden war. Diese enthielt eine Schlafgelegenheit, wohl für den ‚Luftschiff-Schiffskoch‘.
Eine Ergänzung der Gartenstadt Dresden-Hellerau
erfolgte 2001 durch die moderne Siedlung „Am Pfarrlehn/Am Schulfeld„.
Insbesondere drei Architekturbüros waren daran beteiligt:
- Wolfram Baltin & Partner,
- Radeberg, Gruppe 4 +, Karlsruhe,
- Höhne & Langbrunner, Dresden.
Gegenüber des Geländes der ursprünglichen Deutschen Werkstätten wurden in den Jahren 2004 – 06 die Neuen Werkstätten der DWH nach einem Entwurf des Architekturbüros Herzog + Partner errichtet.
Schmidts Restaurant:
Im alten Werkstättengelände entstanden Büros sowie Geschäftsräume. Außerdem wurde Schmidt’s Restaurant eröffnet, inzwischen vielerorts empfohlen.
Das Restaurant hat Montag – Freitag 11 – 23 Uhr, Samstag 17.30 – 23 Uhr geöffnet und Sonntag geschlossen. Die Telefonnummer lautet: 0351/804 48 83.
Benannt wurde es nach Karl Camillo Schmidt-Hellerau, dem Gründer der Deutschen Werkstätten und Initiator der Gartenstadt Hellerau.
Vorschläge für anschließende Touren in die Umgebung:
Die Endstation der Dresdner Straßenbahnlinie 8 Südvorstadt – Hellerau in Dresden-Hellerau ist ein idealer Ausgangspunkt für Fahrradtouren in den Friedewald mit der Moritzburger Kultur- und Teichlandschaft sowie auch zum Jagdschloss und dem Fasanenschlösschen in Moritzburg.
Auch zu Aussichtspunkten (Spitzhaus, Bismarckturm) am oberen Rand des Lößnitzhanges oberhalb von Radebeul, in Wahnsdorf, gelangt man von hier aus.
Dresden-Hellerau liegt am Wege nach Weixdorf. Dort befindet sich die Enhaltestelle der Dresdner Straßenbahnlinie 7. Von Weixdorf aus sind die Schloss- und Parkanlagen in Hermsdorf, Seifersdorf und Wachau und das Seifersdorfer Tal zu erreichen.
(Siehe bitte auch Angebots-/Programmbausteinseiten: „Moritzburg“ , „Hermsdorf/ Seifersdorf/Wachau“, „Radebeul/Lößnitz“.)
Dauer Stadtteilführung Dresden-Hellerau: ca. 2 Stunden.
In einem der Pensionshäuser hat der Deutsche Werkbund Sachsen e. V. seinen Sitz. Genutzt wird das Festspielhaus heute vom Europäischen Zentrum der Künste Hellerau.
⇒ Klicken Sie hier, um sich die Bildergalerie Hellerau anzuschauen.
Links
- Deutscher Werkbund
- Portal: Hellerau
- Hotel Pension Hellerau
- Fliegerhorst Hotel Dresden, Restaurace Praha
- A’ppart Hotel Garten Cottage
- www.annodomini.de
- Liste der Kulturdenkmale in Hellerau
- www.dresdner-stadtteile.de
Meine Telefonnummer: 49 (0) 351/471 32 24.
Ich freue mich auf Ihren Anruf!
Bilder Gartenstadt Dresden-Hellerau: Angelika Manecke, Radeburg, Ortsteil Großdittmannsdorf (Grundschule Ottendorf-Okrilla).